Britisch Kurzhaar
Die Britisch Kurzhaar Katze
ist eine der beliebtesten Katzenrassen in Europa. Sie erscheint uns als leibhaftiges Teddybärchen: Sanft, ruhig und unkompliziert wickelt sie ihren Menschen um ihre Pfötchen. Ich erinnere mich noch als wäre es gestern gewesen an meine erste zufällige Begegnung mit einer echten Britin. Vom ersten Augenblick an faszinierten mich diese großen Kulleraugen, das dichte weiche Fell und die bärchenhafte Gestalt. Ich wusste sofort: So eine Katze soll es sein!
Da liegt sie nun auf meinem Schreibtisch, als gäbe es keinen anderen Platz, an dem sie ihr Nickerchen halten könnte. Schnurrend und wohlig reibt sie ihr Köpfchen an meiner Hand und tatzt hin und wieder nach dem Mauszeiger. Seit 2001 bin ich nun Züchterin dieser wunderbaren Rasse, zu meiner ersten Britin haben sich weitere gesellt und noch immer bin ich jeden Tag aufs Neue von den großen und kleinen Samtpfötchen entzückt.
Ursprung der Rasse
Mehr als 100 Jahre ist es her, dass passionierte Katzenliebhaber damit begannen, aus englischen Straßenkatzen eine eigene Rasse zu formen, die uns heute als Britisch Kurzhaar bekannt ist. Nach Meinung vieler Züchter gehört sie damit zu den ältesten planvoll gezüchteten Katzenrassen überhaupt.
Vor etwa 2000 Jahren brachten höchstwahrscheinlich römische Soldaten die ersten Katzen vom Festland mit nach Britannien, damit diese die Getreidevorräte frei von Mäusen und Ratten halten sollten. Es entwickelten sich über Jahrhunderte ohne jegliche planvolle Zucht robuste, kräftige Katzen mit wasserabweisendem Fell, die gute Mäusejäger und freundliche, sanftmütige Gefährten waren. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann man mit der planvollen Zucht von Katzen in Hinblick auf Farbe und Typ.
Die Initiative, aus der englischen Haus- und Hofkatze eine einheitliche Rasse zu formen, schreibt man Harrison Weir (1824–1906) zu, dem Urvater aller Katzenausstellungen. Auf der ersten Katzenausstellung 1871 im Crystal Palace in London wird die einstige englische Straßenkatze dem Publikum als British Shorthair präsentiert und so nicht nur in den Katzenadel erhoben, sondern auch zur „Nationalkatze“ Englands. Auf die Jahre der Entwicklung und Begeisterung für die Britisch Kurzhaar Katze folgte eine Zeit des züchterischen Stillstandes, denn die Weltkriege hinterließen ihre Spuren natürlich auch bei den Katzenzüchtern. Die Kriegszeit dezimierte den Zuchtbestand dramatisch.
Als man nach 1945 das Zuchtprogramm wieder aufnahm, war es schwierig, passende Zuchtkater zu finden. Die Züchter waren darauf angewiesen, andere Rassen einzukreuzen. Kreuzung mit einfachen Haus- und Hofkatzen brachten nicht das gewünschte Ergebnis, die Britisch Kurzhaar verlor bei diesen Verpaarungen an Typ. Infolge dessen entschied man sich für Perserkatzen als Paarungspartner. Diesem züchterischen Exkurs ist es zu verdanken, dass es die Britisch Kurzhaar heute in allen erdenklichen Farbschlägen gibt, dass aber auch immer wieder langhaarige Nachkommen geboren werden. Die Auskreuzungen beeinflussten natürlich nicht nur Färbung und Felllänge, sondern das gesamte Erscheinungsbild unterlag einem deutlichen Wandel. Waren die Briten vor diesem sogenannten Outcrossprogramm eher mit der heutigen Europäisch Kurzhaar vergleichbar, wurden die Nasen jetzt kürzer, die Backen breiter und das Köpfchen runder. Kurzum: Sie wurde mehr und mehr zu der Katze, die wir heute als Britisch Kurzhaar kennen. Der neue Look wurde auch auf Ausstellungen bevorzugt.
Die Kartäuserzüchter in Frankreich hatten ebenfalls Probleme mit den dezimierten Zuchtbeständen und griffen daher auf blaue Briten zurück, um ihren Bestand zu vergrößern. Die Britisch-Kurzhaar-Züchter profitierten davon, da sie die blaue Farbe ihrer Katzen durch Einkreuzung von Kartäusern verbessern konnten. Die Vermischung der beiden Rassen führte dazu, dass sie sich eine Zeitlang immer ähnlicher wurden. Nachdem der Unterschied äußerlich kaum noch feststellbar war, führte der Weltverband FIFe 1970 beide Rassen zusammen. Das war natürlich nicht im Sinne der Züchter, sie setzten sich dafür ein, diese Regelung rückgängig zu machen. 1977 wurde die Chartreux wieder eigenständig. Seit 1991 ist es den Britisch-Kurzhaar-Züchtern im größten deutschen Katzenverband (1. DEKVZ) nicht mehr erlaubt, ihre blauen Katzen als Kartäuser zu bezeichnen. In kleineren Vereinen ist diese Bezeichnung leider noch immer gängig, was zur Verwirrung der Katzenliebhaber beiträgt.
Rassestandard – Aussehen der BKH
Kopf: rund, massiv, breiter Schädel
Nase: kurz, breit, gerade, leichte Einbuchtung
Kinn: kräftig
Ohren: klein, an den spitzen leicht abgerundet, weit gestellte Augen: groß, rund, weit geöffnet, weit auseinander gesetzt
Hals: kurz, sehr kräftig, gut entwickelt
Körper: muskulös, gedrungen, breite Brust und Schultern; kräftiger Rücken
Beine: kurz und stämmig Pfoten: rund und kräftig
Schwanz: kurz und dick, leicht gerundete Spitze
Fell: kurz, dicht, nicht anliegend, gute Unterwolle, fest im Griff
Vom Wesen der Britisch Kurzhaar
Ruhe und Gelassenheit sind typische Charaktereigenschaften, die den Umgang mit der Britisch Kurzhaar sehr angenehm machen. Die Britisch Kurzhaar ist eine nahezu perfekte Wohnungskatze: Ihr Drang, nach draußen zu gehen, ist wenig ausgeprägt, und so lässt sie sich auch in einer Etagenwohnung problemlos halten. Sie ist nie aufdringlich, geht aber dennoch eine enge Bindung mit ihrem Menschen ein und liebt es zu schmusen.
Wer aber glaubt, die Britisch Kurzhaar sei eine Schoßkatze, der wird vielleicht enttäuscht. Gelegentlich machen es sich die Briten auf dem Schoß Ihres Menschen bequem, doch meist ist ihnen der Platz daneben auf dem Sofa lieber. Sie entscheiden gern selbst, wann und wie geschmust wird.
Britisch Kurzhaar Katzen haben im allgemeinen wenige Macken, mit denen sie ihre Menschen zum Beispiel nach einem harten Arbeitstag vom wohlverdienten Feierabend abhalten würden. Auch hier, wie überall, spielt natürlich der Charakter des einzelnen Tieres eine Rolle, aber zumeist sind sie einfach angenehme, unkomplizierte Hausgenossen, die wenig Unfug anstellen, sehr menschenbezogen sind, sich wunderbar dem Rhythmus ihrer Familie anpassen und sich verträglich, kinderlieb und verschmust zeigen.
Quelle: Jana Weichelt: Britisch Kurzhaar – Charme, Kulleraugen, Kuschelfell, Verlag: Cadmos, ISBN 978-3-8404-4002-1